Die Kunst liefert oft Ideen, macht Mut und bringt Bewegung in die Köpfe der Menschen.
Yescka ist der Sprecher des Künstler-Kollektivs ASARO in seinem Stadtteil.
Es wurde nach den Aufständen 2006 in Oaxaca, Mexiko, gegründet,
welche gewaltvoll niedergeschlagen wurden.
Eine der ersten Maßnahmen der Behörden danach, war das Übermalen der Graffitis.
Deswegen und wegen der vielen Publikationen, wurde Yescka zu einer
der Schlüsselfiguren des Protestes für die Jugend.
2012 reiste er zum zweiten Mal durch Europa und machte auf die Situation
in dem von Korruption und Drogenkrieg zerrissenen Land aufmerksam.
In diesem Kontext entstand ein Film. Die Dokumentation „guerilla-art.mx“ erklärt,
wie Yescka mit seinem Kollektiv ASARO in Oaxaca arbeitet und die Kunst
in ein Ausdrucksmittel des Widerstands verwandelt.
Ich war auf der vom Ökumenischen Büro München organisierten Olga-Wagenplatz-Veranstaltung
und hatte die Möglichkeit Yescka ein paar Fragen zu stellen.
Ich: Erzähl was über dich, deine Arbeit, warum es wichtig für dich ist, die Straße als Galerie zu nutzen?
Yescka: Bueno, mein Name ist Yescka, ich komme aus Mexiko, Oaxaca, und ich mache Street Art, urbane Kunst
seit ich 15 Jahre alt bin. Mir gefällt daran, dass es eine öffentliche Kunst ist,
in der es keine Hierarchien gibt, weil die Straßen sind für alle da.
Ich: Du bist zuhause für die jungen Menschen ein Mutmacher, ja wahrscheinlich sogar ein großes Vorbild. Wie gehst du mit dieser Verantwortung um?
Yescka: Die Straße ist sehr wichtig und ich fühle die Verantwortlichkeit auch.
Was ich die letzte Zeit immer mache, ist Kunst mit politischem und sozialem Inhalt.
Die Straße ist ein sehr effizientes Kommunikationsmedium. In diesem Medium kann ich
soziale Inhalte sehr gut rüberbringen und möchte damit auch der Gesellschaft dienen.
Und das ist halt eben auch, was viele Jugendliche daran interessant finden.
Ich: Welche Folgen hat es für dich privat diesen Weg der Rebellion zu gehen, welchen Kontext bzw. welche Gefahren bringt er mit sich?
Yescka: Also erstens ist es relativ schwierig von dieser Art Kunst zu leben,
das kapitalistische System wertet diese Art von Kunst ab, weil es weiß,
dass es ein sehr starkes Kommunikationsmittel ist und das macht es halt sehr schwer Geld damit zu verdienen.
Und zum zweiten kommt dann auch Repression dazu.
Ich: Repression in welcher Form?
Yescka: Da gibt es verschiedene Arten von Repression, zum einen die gemalten Kunstwerke
wieder zu übermalen und in manchen Momenten der Geschichte von Mexiko ist es auch dazu gekommen,
dass Jugendliche einfach für ihr Protestieren schon umgebracht wurden oder gefoltert.
Und es kann auch vorkommen, dass jemand, der so eine Kunst macht, naja also, es gab Fälle,
wo diese Menschen einfach verschwunden sind. Man wird weggeschnappt und die Familien erfahren nicht,
wo man hin ist.
Ich: Wie haben deine Eltern reagiert, als du mit dem Sprayen begonnen hast?
Yescka: Am Anfang war es für sie mit dem Bild von Jugendlichen verbunden,
die aus der Bahn gekommen sind und Vandalismus.
Mittlerweile können sie es sich gar nicht vorstellen, dass ich es geschafft habe
von dieser Kunst auch zu leben.
Ich: Was ist ein Moment von Frieden für dich?
Yescka: Naja, das was ich jetzt da mache befindet sich ja in einem recht friedlichen Rahmen
und ist ja auch legal, aber manchmal mache ich auch radikalere Sachen mit subversiven Botschaften,
und in dem Moment, wo ich solche Sachen fertig habe, habe ich ein sehr befriedigtes
und ruhiges Gefühl, weil ich weiß, dass es einen gesellschaftlichen Wandel vorantreibt.
Ich: Was ist dein Hauptanliegen, deine wichtigste Message?
Yescka: Oh, ( lacht ) ich habe viele, die wichtigste (denkt nach): Ich möchte Leute motivieren,
was kreatives zu machen und das kann in ganz viele verschiedene Richtungen gehen,
aber am schönsten finde ich, wenn es sich danach richtet, dass letztendlich eine
menschlichere Welt entsteht und das die Kreativität dafür genutzt wird,
die Welt menschlicher zu machen.
Ich: Ja, das ist ein schöner Schluss, ich bedanke mich sehr, dass du meine Fragen beantwortet hast! Dankeschön!
Vielen Dank auch an meinen geduldigen spontan-Übersetzer vor Ort!
Der Nachmittag an diesem speziellen Ort, mit diesen spannenden Menschen hat mich sehr glücklich gemacht.
Vor allem wegen der spürbaren Gleichzeitigkeit von Unterschied und Gemeinsamkeiten.
Gelebte Menschlichkeit! In diesem Sinn, ein wunderschönes Wochenende euch allen.
copyright Bilder: Michaela Seifert